Panel Strategie und Innovation

Strategie - Innovation - Nachhaltigkeit

Seit 2012 realisieren Prof. Dr. Marc Dreßler und sein Team im zweijährlichen Rhythmus Online-Befragungen zu Strategie, Nachhaltigkeit und Innovation in Verbindung mit aktuellen Themen der deutschen Weinwirtschaft. Sie bilden die Basis der Forschung, um praxisorientierte Handlungsempfehlungen für Unternehmen in der Weinwirtschaft zu entwickeln. Der Schwerpunkt der letzten Befragung war die Erfolgswirksamkeit von Innovationsentscheidungen. Die neuesten Ergebnisse sind aktuell und relevant, da sie auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie berücksichtigen und einen Eindruck geben, wie die Weinwirtschaft in dieser herausfordernden Zeit reagiert hat. Aufgeteilt in die Themenschwerpunkte Strategie, Innovation, Nachhaltigkeit, Neue Rebsorten (Piwis) und Corona-Pandemie geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Forschungsarbeit. Die wichtigsten Erkenntnisse finden Sie untenstehend zum Download.

Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Forschung. Sollten Sie Fragen oder Anregungen zum Strategie-Panel haben, oder wenn Sie an der nächsten Befragung teilnehmen möchten, kontaktieren Sie uns gerne.


Strategisches Unternehmertum ist Basis für langfristig ökonomischen Erfolg

 

In der Wahl der Unternehmensstrategie gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und Präferenzen. Wir unterscheiden zwischen Kostenführerschaft, Preis-Leistungs-Strategie, Qualitätsführerschaft, Premiumstrategie und Nischenstrategie. Im Großen und Ganzen bestätigt sich die strategische Landschaft in der Weinwirtschaft. Allerdings ist eine Tendenz weg von der weniger differenzierten „Mitte“ hin zu Nischen erkennbar: Während 2014 noch 49% der Preis-Leistungs-Strategie und 10% der Nischenstrategie folgten, waren es 2020 nur noch 33% Preis-Leistungs- (-16%) und 27% Nischenstrategie (+17%). Betriebe suchen demnach nach Wegen der Differenzierung und nach Alleinstellungsmerkmalen, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Letzten Endes ist nicht die Wahl der Strategie, sondern die langfristige Ausrichtung der Aktivitäten auf die strategischen und unternehmerischen Ziele ist wesentlich für Erfolg. Unternehmen wird also angeraten, ihrer Strategiewahl treu zu bleiben und die Maßnahmen dafür konsequent daran auszurichten.

Bei der Frage nach der Erfolgsbewertung in den unterschiedlichen Unternehmensbereichen, beispielsweise Umsatz/Ergebnis, Kosten, Marktanteil, Qualität, Kundenstrategie, aber auch persönliche Zufriedenheit fällt auf, dass die Gewinnung neuer Märkte bei gut der Hälfte der Betriebe (51%) mit schlecht oder sehr schlecht beurteilt wurde oder gar keine Rolle spielt. Auch das Kostenmanagement ist eine große Herausforderung beim wirtschaftlichen Erfolg: Nur ein Drittel der Betriebe hat den Erfolg mit gut oder sehr gut bewertet. Die Optimierung des Kostenmanagements wird auch in den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe für den langfristigen ökonomischen Erfolg eines Unternehmens sein.  


Relevanz von Nachhaltigkeit verfünffacht

 

Nachhaltigkeit hat sich in der Weinbranche etabliert und wird als nahezu selbstverständlich angesehen. Dies ist allerdings ein Prozess der letzten Jahre gewesen, der sicherlich auch durch die breite, gesellschaftliche Debatte und den fortschreitenden Klima-Aktivismus befeuert wurde. So hat sich der Anteil realisierter, innovativer Nachhaltigkeitsmaßnahmen seit 2012 (11%) mehr als verfünffacht (60%). Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial – sind äußerst relevant und haben eine hohe oder sehr hohe Bedeutung für mehr als drei Viertel aller Betriebe. Dabei lassen sich folgende Tendenzen festhalten:

  • Je ausgeprägter die ökonomische Nachhaltigkeit, desto größer der betriebliche Erfolg.
  • Je erfolgreicher der Betrieb, desto größer das soziale Engagement mit wiederum positiven Reputationseffekten.
  • Je ökologischer die Wirtschaftsweise, desto ausgeprägter die ökologische Nachhaltigkeit.

Vielschichtige Innovationskraft in der Weinbranche

 

Die Weinbranche ist Innovationen gegenüber generell sehr aufgeschlossen und es bestätigt sich, dass Innovationen erfolgsfördernd sind. Mehr als die Hälfte aller Betriebe geht Innovationen möglichst früh aktiv an (16% Pioniere, 40% frühe Adaptoren). Diese Tatsache gibt Aufwind für die Herausforderungen der nächsten Jahre. Im Rahmen der Befragung gaben die Unternehmen außerdem ihre Planungen hinsichtlich der Innovationsmaßnahmen an. Dabei wurden sowohl prozess- und betriebsbezogene Innovationen als auch produkt- und marktbezogene Innovationen berücksichtigt. Die bereits geplanten und realisierten Maßnahmen liegen schwerpunktmäßig bei den Marketing-Innovationen (58%), den Produkt-Innovationen (64%) und den Nachhaltigkeitsmaßnahmen (60%).

Innovationsentscheidungen werden primär zielgesteuert und strategisch angegangen, aber auch intuitives Verhalten ist, insbesondere in schwer prognostizierbaren Entscheidungssituationen, zielführend. Beide Verhaltensweisen haben ihre Berechtigung im Markt und werden auch wechselhaft angegangen.


Neue Rebsorten (Piwis) bieten Möglichkeiten und Chancen

 

Als Piwis werden Weine aus Pilz-Widerstandsfähigen Rebsorten verstanden. Heute wird in diesem Zusammenhang vermehrt von „neuen Rebsorten“ gesprochen. Durch die hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten ermöglichen sie eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und werden daher oftmals im Sinne von nachhaltiger und umweltbewusster Betriebsführung genannt. Obwohl Neue Rebsorten bisher keinen großen Anteil an der Gesamtfläche in Deutschland haben, sind sie für 60% aller Betriebe relevant, d.h. diese Betriebe haben Neue Rebsorten bereits gepflanzt oder planen dies in den nächsten Jahren.

Die Vorteile von Neuen Rebsorten werden primär in der Entlastung der Umwelt oder als richtige Reaktion auf den Klimawandel gesehen, aber auch betriebliche Aspekte wie Prozess- und Kostenoptimierung sowie die Risikominimierung in der Außenwirtschaft spielen eine Rolle. Nur für 13% der befragten Betriebe bringen Neue Rebsorten Vorteile in der Kundengewinnung bzw. –bindung. Vor dem Hintergrund der immer „grüner denkenden Gesellschaft“ ist absehbar, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren durch verstärkte Verbrauchernachfrage zunimmt und Wettbewerbsvorteile bestimmt.

Neue Rebsorten helfen den Veränderungen durch den Klimawandel zu begegnen – 68% stimmen dem ganz oder teilweise zu – die Entscheidung ist aber abhängig von der Gesamtstrategie. Von größerer Relevanz ist das Risiko der Innovationsentscheidung. Mehr als die Hälfte der Betriebe wartet daher die weitere Entwicklung noch ab.

Für Strategien außerhalb des Premiumsegments bieten Neue Rebsorten eine Möglichkeit, sich im Markt zu differenzieren. Insbesondere Preis-Leistungsanbieter hoffen dabei auf die Unterstützung von Multiplikatoren. Besonders für nicht ökologisch wirtschaftende Betriebe bieten Neue Rebsorten die Chance, sich dennoch nachhaltig zu positionieren.


Corona wirkt als Beschleuniger für Veränderungen

 

Die Corona-Pandemie hatte natürlich auch auf die Weinbranche erhebliche Auswirkungen. Hinsichtlich des Innovationsverhaltens ist zu beobachten, dass die Krise dort zu einem positiven Schub verholfen hat. Besonders in Krisen ermöglicht ein intuitives Verhalten schnell auf unvorhersehbare Veränderungen zu reagieren oder Chancen zu ergreifen. Dies wird durch unsere Befragung bestätigt: Die Corona-Pandemie hat die Mehrheit der befragten Betriebe veranlasst, innovative Lösungen zu suchen und zu initiieren. Auch Start-Ups sind oftmals durch dieses intuitiv-basierte Entscheidungsprinzip charakterisiert und es bestimmt maßgeblich deren Erfolg.

 

Über das Panel:

An der repräsentativen Befragung haben rund 300 Unternehmen teilgenommen. Allen teilnehmenden Betrieben wurde eine ausführliche Ergebnisanalyse zur Verfügung gestellt. Sie möchten auch Teil unserer Forschung werden und uns bei der nächsten Befragung Ihre Einschätzung mitteilen? Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

 

Download Zusammenfassung

Das Panel seit 2012

 

Eine Übersicht der Ergebnisse der letzten Jahre zusammengefasst

 

Ein Panel bezeichnet eine wiederholte Befragung. Über mehrjährige Befragungen können Entwicklungen über den Zeitablauf erkannt und aktuelle Befragungsakzente gesetzt werden. In 2012 wurde das im Zweijahresrhythmus realisierte Panel "Strategie und Innovation in der Weinwirtschaft" gestartet.

  • Die erste Befragung lieferte eine Bestandsaufnahme der strategischen Herausforderungen, korrespondierende Antworten, Einsichten in die strategischen Positionierungen sowie Hintergründe zum Innovationsmanagement.
  • Das zweite Panel hat die vormals erkannte strategische Landkarte bestätigt und Erkenntnisse zur Erfolgswirksamkeit strategischer Gruppen generiert. Das erkannte Multikanalverhalten ist für Praktiker von größter Bedeutung.
  • Im dritten Panel stand das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die zunehmend strategische Bedeutung und strategischen Implikationen sind eindrucksvoll.
  • Das vierte Panel offenbart die Wachstumsambitionen und hiermit verbundene Ergebniseinflüsse: Ambition ist eine Grundvoraussetzung, um im wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen.

Buch-Tipp

Sind Sie auf der Suche nach noch mehr Insider-Wissen zu nachhaltigem Unternehmertum und strategischem Management am Beispiel der Weinbranche? Marc Dreßler gibt in seinem bald erscheinenden Buch wertvolle Einsichten und praktische Handlungsempfehlungen: 

Dieses Buch vermittelt Unternehmern von kleinen und mittleren Betrieben und Start-ups sowie Studierenden mit einem späteren Wirken in derartigen Unternehmen Managementkompetenz zum zielorientierten, strategischen Nachhaltigkeitsmanagement. Hierbei stehen konkretes strategisches Handeln und das Verfolgen von Nachhaltigkeitszielen im Vordergrund. Werfen Sie hier einen Blick ins Buch oder bestellen Sie sich direkt ein Exemplar.

ISBN 978-3-8252-5697-5

Erscheinungstermin: Dezember 2021