Interdisziplinäre Evaluation und integrierte Analyse von

Interdisziplinäre Evaluation und integrierte Analyse von Wirkungskaskaden abiotischer und biotischer Stressoren im Hinblick auf aktuelle Herausforderungen des Klimawandels

 

Projektdauer: Februar 2024 bis Januar 2027

 

Zusammenfassung

Klimatische Veränderungen stellen den Weinbau durch langanhaltende Hitze- und Trockenperioden sowie ungewöhnlich hohe Niederschläge vor große Herausforderungen. Hieraus resultieren einerseits vermehrte Strahlungs- und Trockenschäden sowie andererseits enorme mikrobielle und entomologische Folgeschäden an den Trauben, welche mit wirtschaftlichen Einbußen für Weinbaubetriebe verbunden sind. Im Rahmen eines Projektes des Forschungsrings des Deutschen Weinbaus (FDW), das vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) Rheinland-Pfalz gefördert wird, sollen die Zusammenhänge der durch den Klimawandel auftretenden abiotischen und biotischen Schädigungen im Hinblick auf weinbauliche Maßnahmen und Rebsortenauswahl analysiert sowie die Wirksamkeit nachhaltiger Produkte und deren multiple Einsatzmöglichkeiten evaluiert werden. Aus beiden Teilaspekten soll dann eine ganzheitliche Lösungsstrategie hervorgehen, die es ermöglicht, präventiv auf bevorstehende klimatisch bedingte Herausforderungen reagieren zu können.

Sonnenbrand ist das Resultat eines komplexen Zusammenspiels von Temperatur, direkter Sonnenexposition, Wind, Wasserversorgung der Reben und Zeilenorientierung, wodurch Schädigungen je nach Rebsorte und Entwicklungsstadium unterschiedlich stark auftreten können. Besonders häufig entsteht Sonnenbrand, wenn die Weinbeeren einer unerwartet intensiven Sonneneinstrahlung ohne bereits erfolgte Anpassungen ausgesetzt sind, was sowohl auf einen Wetterumschwung als auch einen falsch terminierten Entblätterungszeitpunkt zurückgeführt werden kann.

Neben den Schäden durch abiotische Faktoren treten auch verschiedene Schaderreger als Folgen des Klimawandels gehäuft in Erscheinung. Der Erreger der Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) ist der wichtigste Verursacher von Traubenfäulen im Weinbau. Der Pilz infiziert die Weinbeeren vor allem über Wunden in der Beerenhaut. Neben Abquetschungen können Sonnenbrand, Hagel, vorangegangener Befall durch den Echten Mehltau (Erysiphe necator), Vogel- oder Insektenfraß, aber auch Eiablage durch die invasive Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) zu Verletzungen der Beerenhaut führen. Hierdurch öffnen sich Eintrittspforten für weitere Sekundärpathogene wie den Erreger der Grünfäule (Penicillium expansum) oder die Erreger der Essigfäule, Essigsäurebakterien (Acetobacter spec.) und wilde Hefen.

In dieser Hinsicht stellt D. suzukii einen weiteren, entscheidenden Schädling des Weinbaus dar, dessen Schadpotential in niederschlagsreichen Jahren durch diese Interaktionen stark erhöht wird. Zur Eiablage nutzen die Weibchen heranreifende und reife Weinbeeren roter Rebsorten, die sie mit ihrem Eiablageapparat, dem Ovipositor, anritzen, um anschließend das Ei unter die Beerenhaut zu schieben. Eine kurative Befallsbekämpfung gestaltet sich als schwierig, weshalb meist prophylaktische Maßnahmen bevorzugt werden, die zudem die Risiken für Nicht-Ziel-Organismen minimieren. Bereits durch Pilze oder andere Faktoren vorgeschädigtes Beerengut fördert wiederum einen Befall des Schädlings und seiner heimischen Verwandten, die nur vorgeschädigte Früchte für ihre Eiablage nutzen können.

Um Ertrags- und Qualitätsminderungen möglichst gering zu halten, müssen ganzheitliche Konzepte entwickelt werden, welche sowohl abiotische als auch biotische Stressoren und deren Interaktionen berücksichtigen. Im Hinblick auf den sogenannten „Green Deal“ der Europäischen Union stehen dabei neue Lösungsansätze und Produkte im Fokus, welche auf nachhaltige Weise eine Vielzahl aktueller Probleme möglichst synergistisch reduzieren, um den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis zum Jahr 2030 um die Hälfte zu verringern.