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Weincampus Neustadt mit drei Projekten an Digitalem Experimentierfeld Südwest beteiligt

Weincampus Neustadt ist mit drei Projekten an Digitalem Experimentierfeld Südwest beteiligt
- Landwirtschaft und Sonderkulturen entwickeln übergreifend digitale Lösungen 

 

Die Industrie und die Landwirtschaft haben Digitalisierung bereits weitgehend zur Steigerung der Effizienz und optimierter Leistungserstellung umgesetzt. Auch für den Weinbau kann Digitalisierung Lösungspotenzial offerieren, wenn die betrieblichen Erfordernisse berücksichtigt und die digitale Infrastruktur passgenau ist. Hieran arbeitet das Digitale Experimentierfeld Südwest in Rheinland-Pfalz und entwickelt ein branchenübergreifendes und überbetriebliches Datenmanagement. Von insgesamt neun Digitalisierungsprojekten werden drei am Weincampus Neustadt umgesetzt.

1. Elektronische Dokumentation und Verwaltung von Produktionsdaten entlang der Wertschöpfungskette von landwirtschaftlichen Produkten am Beispiel der Weinproduktion

Für die Betriebe bestehen umfangreiche bürokratische Pflichten, wie das Führen von Keller-, Wein- oder Stoffbüchern. Ferner sind diverse Meldepflichten während der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung zu befolgen. In dem von Prof. Ulrich Fischer vom Weincampus Neustadt verantworteten Experimentierfeld „Elektronische Dokumentation und Verwaltung von Produktionsdaten entlang der Wertschöpfungskette von landwirtschaftlichen Produkten am Beispiel der Weinproduktion“, steht die Entlastung der Betriebe vom Aufwand für diese Bürokratie im Vordergrund. Hierzu wird ein digitales Dokumentationssystems aufgebaut, über das der Weinerzeuger seine Daten elektronisch versendet. Weinlabors, Behörden oder die Landwirtschaftskammer nutzen das digitale System zur Erfüllung der Dokumentationspflichten, senden aber auf diesem Weg auch Labordaten zurück. In Zukunft erstellt und versendet der Weinbaubetrieb auf Knopfdruck die verpflichtende Trauben-/Weinerntemeldung aus den Daten des Kellerbuchs, ebenso wie Anträge zur Qualitätsweinprüfung. Die bisher in fünffacher Ausführung benötigten Begleitpapiere werden nun digital generiert und sind jederzeit abrufbar, wenn Weine, Trauben oder Moste innerhalb Deutschlands oder Europas transportiert und kontrolliert werden.

2. Smart Datamanagement von Logistikketten in der Landwirtschaft am Beispiel der Traubenlogistik

Das Experimentierfeld „Smart Datamanagement von Logistikketten in der Landwirtschaft am Beispiel der Traubenlogistik“ untersucht unter Rückgriff auf Design Science betriebswirtschaftliche Optimierungspotenziale durch digitale Lösungen und Datenmanagement in den Logistikprozessen der Weinbranche. Die Optimierung von Logistikketten hat Teilbereiche der Wirtschaft revolutioniert und zu gänzlich neuen Geschäftsmodellen geführt. Logistik wird für Deutschland als Innovationstreiber erkannt, bei landwirtschaftlichen Wertschöpfungssystemen sichert die Optimierung auch Qualität der Produkte. Logistikoptimierung leistet zudem einen wesentlichen Beitrag zur dringend gebotenen Steigerung der Wirtschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit. In diesem Projektteil, der von Prof. Marc Dreßler vom Weincampus Neustadt geleitet wird, werden mit Praxispartnern die Logistikprozesse in Weingütern erhoben, hiermit verbundenes Datenmanagement aufgenommen, digitale Lösungsansätze evaluiert, über Simulationen Optimierungspotenziale aufgezeigt und optimierte Prozesse kreiert und erprobt. Praxisnahe und –relevante Ergebnisse werden durch integrative Forschung mit der Praxis gewährleistet.

3. Digital gestützte Energieüberwachungs- und Energiemanagementsysteme in Weingütern und Kellereien

Neben der direkten Energiekostenfrage fordert auch der Handel eine stärkere Transparenz beim Ressourceneinsatz. Ziel des Vorhabens ist, Produkte bei Preisgestaltung und Platzierung auf Nachhaltigkeitsziele besser bewerten zu können. Die in Abschnitte zergliederte Wertschöpfung Wein erschwert das Management ressourcenbezogener Daten. Weinbauliche Prozesse sind saisonal bedingt stark voneinander isoliert und schlagen mit hohen Stand-by-Verlusten zu Buche. Ein für weinbauliche Betriebe standardisiertes Energieüberwachungs- und Energiemanagementsystem scheitert derzeit an der diskontinuierlichen Prozessführung und an fehlender Zugänglichkeit zu prozessbezogenen Energiedaten sowie zu Prozessdaten selbst. Hier setzt das Projekt von Prof. Dominik Durner vom Weincampus Neustadt an. Das Konzept beinhaltet die Hardware zur Energiemessung, eine Datenübertragungsstruktur sowie eine Open-Source-Programmierung mit Eingabemöglichkeiten für Prozess- und Produktspezifikationen durch den Nutzer und mehrere Visualisierungsebenen für Einzelprozesse, gesamtbetriebliche Abläufe, für Ist- und Soll-Zustände.

Das Gesamtpaket der Experimentierfelder Südwest, bestehend aus anwendungsorientierter Forschung, Coaching und Umsetzung in der Praxis wird geschnürt von den praxisnahen Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Eifel, Westerwald-Osteifel, Rheinpfalz), Hochschulen (TH Bingen, TU Kaiserslautern, Weincampus Neustadt) und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (DLR Rheinpfalz, RLP-AgroScience, LVAV Neumühle). Den Startschuss für das Experimentierfeld Südwest gab Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am 9. März 2020 in Berlin, als sie den Projektverantwortlichen die Förderbescheide über 4,35 Millionen Euro übergab.